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März 2023
Theaterbesuch in Ulm – der Kaufmann von Venedig
„Wer ins Theater geht, küsst besser“ – ob das so wirklich stimmt, wollten die Schüler*innen der Wirtschaftsoberschule der Beruflichen Schule Riedlingen ausprobieren. Zusammen mit ihren Deutsch-Lehrkräften Milica Majstorovic und Wolfgang Trotter besuchten sie eine Aufführung des „Kaufmann von Venedig“, eine Komödie von William Shakespeare, in Ulm.
Jedoch erwartete sie keine klassische Aufführung oder, wie es Wolfgang Trotter ausdrückte: „Der Kaufmann von Venedig wurde ziemlich gegen den Strich gebürstet.“ Ursprünglich sei das Stück mal eine antisemitische Komödie gewesen, doch die Ulmer hätten daraus eine Inszenierung gemacht, die die Frage nach zeitlosem Antisemitismus in den Fokus rückt, was sicherlich auch der Aktualität der Thematik geschuldet war.
Zusätzlich stand die Frage im Raum, ob Minderheiten sich alles gefallen lassen müssen beziehungsweise ob Angehörige von Minderheiten bessere Menschen als andere sein müssen, um keinen Vorwand für Diskriminierung zu liefern.
Außerdem thematisierte das Ensemble zusätzlich noch die Themen Wohlstandsverwahrlosung und Selbstgerechtigkeit von kapitalistischen Gesellschaften. Dies erreichten sie, indem die Darsteller als klassische wohlstandsverwahrloste selbstgerechte Verlierer in Bademänteln von Gucci über die Bühne spazierten und sich weltmännisch und herablassend gaben.
Die Schüler*innen kamen in Fahrgemeinschaften oder mit dem Zug nach Ulm, wo sie sich dann alle am Theater trafen. Zum Einstieg erwartete alle Besucher eine Einführung und ein Publikumsgespräch, das aber gleich klar machte: „Es wird kein einfacher Abend!“. Dass eine Einführung mit Gespräch stattfand, war sicherlich auch der modernen Adaption geschuldet und sollte die Theaterbesucher auf die Veränderung der Inszenierung vorbereiten. Da es außerdem für die meisten der Oberstufenschüler die erste Berührung mit einem Theater seit der Grundschule war, konnten so nochmal Berührungsängste und Bedenken abgebaut werden.
Im abschließenden Reflexionsgespräch wurde dann auch deutlich, dass gerade das Publikumsgespräch und die moderne Adaption des Stückes tatsächlich den Reiz des Theaterbesuchs ausgemacht hatten, zusätzlich zum grandiosen Gesang, den großartigen Kostümen oder der Atmosphäre im Theater.
Solch ein Besuch oder Ausflug gehört für die Lehrkräfte Milica Majstorovic und Wolfgang Trotter tatsächlich zum lebendigen Deutschunterricht dazu – so könnten sich die Schüler*innen ganz anders auf die Prüfungslektüren einlassen und es ergäben sich andere Gespräche und Themen dazu. Die Frage mit dem Küssen dürfen allerdings alle selber für sich herausfinden.