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Juli 2022

Lindau – von neuen Blickwinkeln und Zuständen

Dass es so anstrengend werden würde, hatten sie wohl nicht gedacht. Sie, das waren Schüler*innen des Kaufmännischen Berufskollegs I, die mit ihren Lehrerinnen Vanessa Sauter und Vera Magino auf Klassenfahrt waren. Nicht weit, aber auch nicht in nächster Nähe, dafür am See: Es ging eines frühen Sonntagmorgens nach Lindau. Das 9 Euro-Ticket machte es der Gruppe möglich, unkompliziert in den Zug einzusteigen und eine Stunde später schon am See zu stehen. Nach Check-In in der Jugendherberge und dem Umpacken verschiedenster Gepäckstücke ging es für die Gruppe auch schon weiter nach Bregenz: Der Berg ruft!  

Aufregend war die Fahrt mit der Gondel – nicht alle waren schon mal mit einer Seilbahn gefahren und so waren alle Gefühlsausbrüche verständlich, von „Boah, schau dir den See an!“ bis „OH MEIN GOTT, das wackelt!“ war alles dabei. Heil oben angekommen, suchten alle zuerst einmal die Schwedenschanze auf, der Hunger war groß. Und wurde größer und größer… doch die Warterei wurde belohnt: mit Kässpatzen oder Spinatknödeln, Kartoffelknödeln und Apfelstrudel. Welch ein Genuss! Auch hier: manches war tatsächlich neu und stieß auf großen Anklang.  

Derart gesättigt rollten alle wieder den Berg nach oben, schließlich wollte die wahre Pfänderspitze erklommen werden. Oben angekommen genossen Lehrerinnen und Schüler*innen den Ausblick – unglaublich, wie weit man bei guter Sicht tatsächlich sehen kann, man kann sogar knapp die Krümmung des Sees überwinden.  

Der Rundweg durch den Wildtierpark bot ebenso Neues (Murmeltiere, Steinböcke und Mufflons präsentierten sich im Schatten) wie die schnelle und aufregende Waldrutsche. Nicht jedem war diese jedoch geheuer, auch die Lehrkräfte zögerten am Einstieg, zu dunkel und steil war es oben. Doch die Neugier war stärker und so kamen, unten angekommen, alle nicht mehr aus dem Lachen heraus. 

Dies verging manchen jedoch streckenweise beim Abstieg. Die Pfade waren voll Geröll, das Schuhwerk nicht unbedingt immer voll geeignet und so bekamen manche einen stützenden Wanderstab geschnitzt. Anstrengend war es dennoch, denn 1 Stunde und 45 Minuten toujours bergab ist für die Oberschenkel tatsächlich eine Tortur. Doch auch hier: es ergaben sich zahlreiche tolle Gespräche in immer neuen Runden über vielfältigste Themen. Wie sind die Lehrkräfte zu ihrem Beruf gekommen? Wie sehen diese ihre SchülerInnen? Warum wird der Beruf des Erziehers/der Erzieherin weniger honoriert als der eines Managers? Wo liegt jetzt der Rhein? Welchen Baum haben wir eben gefällt, um den Stab zu schnitzen? Wo ist meine Kondition geblieben?
Die Gespräche gingen nicht aus und so erreichte die Gruppe wohlbehalten die Talstation in Bregenz. Da leider beide Fahrten der „Weißen Flotte“ ausfielen, ging es wieder mit dem Zug zurück nach Lindau – dieses Mal gleich auf die Insel, dort gab es noch Eis und Kaffee und dann, nach kurzer Busfahrt zur Jugendherberge, konnten die Zimmer bezogen werden.  

Der Tag wurde gemütlich beschlossen – am See, mit Blick auf den Sonnenuntergang und mit Stockbrot in der Hand. Den halbstündigen Fußmarsch nach Hause ertrugen die SchülerInnen mit fast schon stoischer Gelassenheit – was sind denn 2,5 km, wenn man schon 15km und 600 Höhenmeter hinter sich hat? 

Am Montag konnten die Jugendlichen noch die Sonne und den strahlend blauen Himmel auf dem Tretboot oder am Ufer mit Kaffee und Eis genießen, bevor alle am frühen Nachmittag mit dem Zug nach Hause reisten.  

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“, so J.W.Goethe – wahrscheinlich ist da was dran. 

(Mg)